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Land & Kunst e.V. und die Zukunft der Kulturarbeit
„Willst Du den Herrgott zum Lachen bringen, so mach einen Plan". Diese Weisheit drängt sich erneut auf in Corona-Zeiten, denn jeden Tag kann alles wieder ganz anders sein. Das gilt auch für die Kulturarbeit. So sind es mehr Überlegungen zur Frage, was diese Krise uns erzählt als ein Plan, was die Arbster Kulturleute bewegt. Aus Respekt vor allen Menschen, deren Leben dieses Virus verändern kann, heißt das zunächst, weiterhin alle Hygienemaßnahmen zu befolgen. Das wiederum bedeutet, dass es in Arbste in diesem Jahr keine großen Veranstaltungen wie das Hoffest, den Tag des Offenen Denkmals und den Landsommer in der bekannten Form geben wird, es ist nicht möglich an diesem besonderen Ort alle geforderten Hygienemaßnahmen zu befolgen.

Viele von uns erwarten „daß es bald wieder losgeht", auch in Sachen Kultur - Veranstaltungen, Seminare usw. Der Verein Land & Kunst e.V. in Arbste sieht indes die Notwendigkeit, etwas genauer zu schauen, was diese Krise uns erzählt, wahrzunehmen daß das Wort Krise sowohl Katastrophe als auch Chance bedeutet. Wir halten uns in diesen Tagen an kluge Geister, die zum Innehalten raten, sich einzugestehen, dass wir auf viele Fragen einmal keine schnelle Antwort haben, hat doch Corona, uns eigentlich nichts wirklich Neues mitgeteilt, nur auf überdeutliche Weise gezeigt, wie unser Lebensstil völlig aus den Fugen zu geraten scheint, im Kleinen und im Großen.

Ungerechtigkeiten aller Art, die Schere zwischen Arm und Reich, die strukturelle Macht der Männer gegenüber Frauen, Rassismus und Nationalismus, der Glaube, der Markt wird alles regeln und die Klimakatastrophe – all das ist nicht neu, es war uns bekannt, wir wollten es nicht sehen in einer von Konsum und Vergnügungssucht taumelnden Gesellschaft. Es kann kein Durchstarten geben, es kann nicht alles wieder normal werden, weil fast alles Normale früher schon nicht normal war.

Kulturarbeit fragt für Land & Kunst e.V. nach einem sinnvollen und guten Leben – für alle, global und in kleinen Gemeinschaften. Nun scheint es, dass ein Virus uns zeigt, inwieweit wir überhaupt verlernt haben, sinnvoll zu leben – mit dieser Erde und allem was lebt und mit dem Wissen, dass wir hier für begrenzte Zeit zu Gast sind. Es bedeutet im Kleinen sich unserer Verletzlichkeit, unserer Begrenztheit bewusst zu werden, das kostbare und fragile Geschenk des Lebens neu zu erfahren, zu verstehen und zu erfüllen. Im Großen bedeutet es „ein neues globales Machtverhältnis" herzustellen, wie es UN-Generalsekretär Guterres forderte.

Covid-19 hat die Brüche im fragilen Skelett der Gesellschaften bloßgelegt, sagt Guterres. "Es hat überall Trugschlüsse und Unwahrheiten entlarvt: Die Lüge, dass die freien Märkte für alle Gesundheitsversorgung liefern können; die Fiktion, dass unbezahlte Pflegearbeit keine Arbeit ist; die Täuschung, dass wir in einer postrassistischen Welt leben; den Mythos, dass wir alle im gleichen Boot sind."

Die Ereignisse um die Schlachthöfe von Tönnies & Co. zeigen wie brutal wir umgehen mit Tieren und Menschen.

"Ist jetzt nicht der Zeitpunkt, die Räder anzuhalten und den Systemwechsel herbeizuführen?", fragt Pfarrer Peter Kossen. Der das „System" gut kennt: Das System einer Wertschöpfung, die auf der Ausbeutung von Menschen, Tieren und Natur aufgebaut ist, sei krank und mache krank. Nur Achtsamkeit, Wachsamkeit und gesetzlich erzwungene Mindeststandards von Leben und Arbeiten in Würde und Gerechtigkeit könnten die Wende herbeiführen, so Kossen.

Rainer Maria Rilkes Wort „Du musst Dein Leben ändern" wurde von jungen Leuten fortgeschrieben zu „Du musst Dein Ändern leben". Es animiert im Alltag wirklich werden zu lassen, was wir als Vision und Entwurf erkennen. „Eine Kultur des Genug" wie es Niko Paech nennt. Für die Kulturarbeit aus Arbste heißt das, diesen Fragen nachzugehen, vorerst nicht in großen Veranstaltungen, sondern in kleinen Formen. Neben vielen Gesprächen während der letzten Wochen - auf den „Corona-Bänken" in Arbste und über Telefon oder per email werden auch digitale Angebote vorbereitet, die wirkliche Begegnungen werden aber nicht ersetzen können. Nähe kann nicht abgeschafft werden ... es wird eine Herausforderung sein, dieses Wort neu zu hören, zu interpretieren und zu erfahren. Ruhe, Schauen, Nachdenken werden im Mittelpunkt der Einladungen stehen, die der Verein aussprechen wird.

„In einer Krise, die womöglich alles anders gemacht hat, kann man aus unserer Sicht gar nicht anderes tun, als im leeren Raum der stillgestellten Zukunft zu sortieren, was sich zeigt" sagt der Sozialpsychologe Harald Welzer.
„Wer über Wege nach morgen sprechen möchte, muss zurückblicken – und bereit sein festzustellen, dass in der ein oder anderen Hinsicht auf einem Holzweg sind ... dass uns klar wird, es ist kein Zufall wo wir heute stehen." So Luise Neubauer, Fridays for Future.

Dieses Innehalten ist Voraussetzung dann für eine „Stunde der Erzähler", was meint, aus der „Krise" heraus Visionen zu entwickeln für ein gutes gemeinschaftliches Leben und nicht weiterzumachen wie vorher. Und Erzähler*innen für eine gute Zukunft sind nicht nur Kulturarbeiter*innen und Künstler*innen, sondern Lehrer*innen, Theolog*innen und Philosoph*innen, Eltern, Großeltern und Freunde - von Politiker*innen sollte man es sich wünschen und einfordern, denn wir erleben „eine Zeitenwende" (Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier) – Hoffentlich.

Das TafelTheater wird sich in nächster Zeit wieder einmal treffen können, Erfahrungen und Empfindungen aus den letzten Monaten auszutauschen und die Texte anzuschauen, die Teilnehmer*innen dazu schon geschrieben haben. Der Landsommer in Arbste wird in kleinen Formaten stattfinden. Und Prof. Niko Paech wird sicher auch im nächsten Jahr noch ein wichtiger Gast sein. Während in der Nachbarschaft wieder ein neuer Maststall entsteht wird viel gewerkelt auf dem Hof von Land & Kunst in Arbste, ein Stück kostbare Natur zu erhalten, das ist auch Aufgabe des Vereins der im nächsten Jahr 20 Jahre besteht. - Gedanken, Vorschläge, Anregungen und Wünsche zu Kulturverständnis und –arbeit von Land & Kunst e.V. immer gern unter info@landundkunst.de

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